Info September 2018: "Rechnet sich das Kaninchen für die Eigenversorgung?"

Geschmacklich und gesundheitlich sicherlich und auch ökonomisch ist das Kaninchen sicherlich als das Fleischtier Nummer 1 des Selbstversorgers zu sehen. Nach Legehühnern würden wir jedem sofort Kaninchen als zweites Tier in der Selbstversorgung empfehlen.

 

Nicht umsonst wird das Kaninchen seit mehr als 100 Jahren als das "Nutztier des kleinen Mannes" bezeichnet. Die Fütterung erfolgt Großteils aus einfach verfügbarer Rohfaser wie Heu und Gras und in der wirtschaftlichen Fütterung wird dies zusätzlich mit Getreide (z.B. Gerste, Hafer, Mais, Weizen, Triticale) sowie Ölsaaten (z.B. Sonnenblumenkerne, Leinpresskuchen, einheimischer Soja, Erbsen) und Gartenprodukten (z.B. Schalen, Blätter und Abschnitte von Karotten, Kohlrabi, Sellerie, Broccoli usw.) erweitert. Diese Futterkomponenten stehen meist problemlos zur Verfügung und landen in unserer heutigen Gesellschaft oftmals im Bioeimer oder auf dem Kompost. In diesem Falle erfüllt das Kaninchen noch zusätzlich den Zweck der "Wegwerfgesellschaft" als dankbarer Verwerter zur Verfügung zu stehen. Futterimporte oder teuer produziertes und pelletiertes Fertigfutter sind nicht notwendig.

 

Ebenfalls zu erwähnen ist hier die tolle Reproduktionsrate. Ohne die Häsin auszunutzen ist die Aufzucht von rund 25 Jungtieren pro Jahr sehr gut möglich. Mit einem durchschnittlichen Schlachtgewicht von 2kg ergibt das 50 kg Fleisch pro Jahr.

 

Die Futterkosten bei extensiver Fütterung und Einkauf von Getreide, Ölsaaten, Heu und Stroh sowie der Annahme das Grünfutter und Gartenabschnitte zur Verfügung stehen sind etwa mit 8-11 Euro pro Jungtier anzunehmen. Für ein Elterntier sind diese grob zwischen 35-50 Euro pro Jahr. Als Anschaffungskosten für ein Elterntier sind zwischen 25 und 50 Euro zu veranschlagen und durch eine Zuchtdauer von 4 Jahren zu dividieren.

 

Hierfür folgende Beispiele:

*) Haltung von einer Häsin und einem Rammler mit Aufzucht von 12 Jungtieren pro Jahr und Annahme der Mittelwerte für Futter- und Haltungskosten. Kosten: EUR 9,10 pro kg Fleisch.

 

*) Haltung von einer Häsin und einem Rammler mit Aufzucht von 25 Jungtieren pro Jahr und Annahme der Mittelwerte für Futter- und Haltungskosten. EUR 6,80 pro kg Fleisch.

 

*) Kauf von 12 Jungtieren (Preis: EUR 10 pro Stück) und Annahme der Mittelwerte für Futter- und Haltungskosten. EUR 9,25 pro kg Fleisch.

 

Die eigene Nachzucht von Jungtieren ist vor allem ab einem Verhältnis von zwei oder mehr Häsinnen zu einem Rammler bzw. ab einer Nachzucht von mehr als 25 Jungtieren interessant. Ist die hochwertige Fütterung und Haltung während der Wintermonate nicht gewährleistet ist es eher empfehlenswert sich zweimal im Jahr gleichgeschlechtliche Jungtiere mit einem Alter von 6-8 Wochen zu kaufen und diese groß zu füttern. Wir kennen viele Selbstversorger die sich Jungtiere von März bis Mitte Juli und von Mitte August bis Dezember halten. Während des Sommerurlaubes und der Wintermonate hat man so keine Verpflichtung den Tieren gegenüber und trotzdem hochwertiges Kaninchenfleisch für den Mittagstisch!